Gehalt

Das passende Einstiegsgehalt ermitteln – so geht's!

30. Mai 2024
Lesezeit: 6 Minuten
Student mit Gedschein im Hintergrund

Du bist mit deinem Studium fast fertig? Herzlichen Glückwunsch! Als nächstes folgt der Sprung in die Arbeitswelt und damit ein weiterer spannender Schritt in deiner Karriere. Gehaltsverhandlungen gehören hier ebenso dazu, wie Bewerbungsgespräche. Nur, wenn du dich gut informierst, kannst du die Balance halten: Dein Gehalt sollte einerseits zu deinen Qualifikationen passen und andererseits ist es ratsam, nicht mit unrealistischen Erwartungen aufzutreten.

Aber wie sieht es aus, das passende Einstiegsgehalt? Einem potenziellen Arbeitgeber eine konkrete Summe zu nennen, ist gar nicht so leicht. Um etwas Licht in diese Herausforderung zu bringen, kannst du dir in diesem Artikel einen Überblick verschaffen. Denn wenn du verstanden hast, welche Faktoren dein Gehalt beeinflussen und wie du Gehälter richtig recherchierst, kannst du Gespräche und Gehaltsverhandlungen ganz entspannt angehen.

Die Basics: Diese Punkte kannst du immer einkalkulieren

Idealerweise wären Gehälter überall vergleichbar. Das entspricht leider nicht der Realität. Die Höhe des Gehalts unterliegt diversen Einflussfaktoren. Einige davon sind unternehmensabhängig. Andere gelten grundsätzlich – und geben dir damit eine gute Grundlage für die Recherche eines fairen Einstiegsgehalts. Dazu zählen vor allem Branche, Unternehmensgröße und Standort des Unternehmens, bei dem du dich bewirbst.

Es ist kein Geheimnis, dass manche Branchen finanzstärker sind als andere. Aber Geld ist auch nicht das Einzige, was dein Traumjob dir bieten kann. Trotzdem ist es wichtig, dass du dir darüber im Klaren bist, dass du beispielsweise bei einer Non-Profit-Organisation in der Regel weniger verdienen wirst, als bei stark aufgestellten Wirtschaftsunternehmen.

Auch die Größe des Unternehmens und der Standort wirken sich auf die Gehälter der Angestellten aus. In großen Unternehmen ist normalerweise mehr Budget für Gehaltszahlungen vorhanden, als bei kleinen Unternehmen. Außerdem existiert in vielen Berufen auch heute noch ein Gehaltsgefälle von West- nach Ostdeutschland. Das Gehalt variiert aber auch bundeslandintern: In großen Städten und Ballungsräumen hast du in der Regeln bessere Gehaltschancen, als auf dem Land.

So findest du konkrete Zahlen zu deinem Traumjob

Damit du verlässliche Zahlen für eine konkrete Stelle findest, ist es wichtig, dass du Gehaltsportale wie Glassdoor, Indeed oder Kununu richtig nutzt. Gibt es einen konkreten Jobtitel, solltest du deine Suche mit diesem beginnen und die Ergebnisse nach der Stadt filtern, in der du arbeiten wirst. Gibt es keine Filterfunktion, mit der du den Ort eingrenzen kannst, kannst du die Stadt auch mit der Stellenbeschreibung in die Suchmaske eingeben.

Hast du hier aussagekräftige Zahlen gefunden, schadet ein Blick nach rechts und links nicht. Suche nach Varianten des Jobtitels und vergleiche die Ergebnisse miteinander. Auch bei Destatis gibt es einen seriösen Gehaltsvergleich. Hast du keine typische Jobbeschreibung, weil die Stelle ein ganz individuelles Aufgabenprofil hat, wird die Suche etwas aufwändiger. In diesem Fall suchst du am besten nach Berufen, bei denen – zumindest teilweise – dieselben Tätigkeiten übernommen werden.

Hast du auf diese Weise das Aufgabenprofil abgedeckt, kannst du die Tätigkeitsschwerpunkte bestimmen und dich so langsam einer realistischen Gehaltsvorstellung annähern. Im Zweifel hilft dann immer Offenheit. Hat das Unternehmen selbst noch nie jemanden für diese Aufgaben eingestellt, muss auch von dieser Seite ein faires Gehalt ermittelt werden. Im Gespräch kannst du deine Ergebnisse und Herangehensweise erklären und dich so für deine Gehaltsinteressen einsetzen.

Alles Auslegungssache: Es ist wichtig, Gehaltsspannen richtig zu interpretieren

Findest du Angaben zu möglichen Gehältern, solltest du die Gehaltsspannen immer hinterfragen. Nicht nur objektive Faktoren wirken sich auf dein Gehalt aus, sondern auch deine persönlichen Fähigkeiten und die Erfahrungen, die du bisher gesammelt hast. Mit einem Master kannst du beispielsweise ein höheres Gehalt verlangen, als mit einem Bachelor. Hast du schon einschlägige Berufserfahrung, beispielsweise durch eine Werkstudententätigkeit oder eine abgeschlossene Weiterbildung in einem ganz bestimmten Bereich, die für den Job nützlich ist, kann sich das positiv auf deine Vergütung auswirken.

Knapp formuliert: Je besser du die ausgeschriebene Stelle ausfüllst und je höher deine Qualifikation für das Jobprofil ist, desto mehr Gehalt kannst du für dich verhandeln. Bringst du dem Unternehmen einen besonderen Mehrwert außerhalb deiner beruflichen Bildung, kann auch das für dein Gehalt relevant sein. In erster Linie kannst du hier Fremdsprachenkenntnisse anführen.

Verhandlung sinnlos: Manchmal stehen Gehälter fest

Ein Wunschgehalt ist eine feine Sache, aber völlig sinnlos, wenn das Unternehmen nur wenig Spielraum bei der Höhe des Gehalts hat. Vor allem in zwei Fällen kommt es vor, dass du dein Gehalt nicht oder nur in einem bestimmten Rahmen verhandeln kannst. Zum einen sind in vielen Branchen Tarifverträge üblich und die Gehälter werden zwischen Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften festgelegten Strukturen gezahlt. Zum anderen gibt es in großen Unternehmen in den allermeisten Fällen feste Gehaltsstrukturen, bei denen die Höhe des Gehalts nur eingeschränkt individuell verhandelt werden kann.

Bezahlung nach Tarif

Ob nach Tarif bezahlt wird, steht meist schon in der Stellenanzeige. Ist kein konkreter Tarifvertrag genannt, ist das für deine Recherche nicht weiter schlimm. Mit einer einfachen Suche kommst du auch hier schnell an die richtigen Informationen. Es gilt grundsätzlich der Tarifvertrag, der dem Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit des Unternehmens entspricht.

So ist beispielsweise ein mittelständisches Unternehmen im Bereich Maschinenbau, das Mitglied im Arbeitgeberverband Gesamtmetall ist, an die Tarife der IG Metall gebunden. Auch Jobs bei Automobilherstellern, wie BMW oder Audi, unterliegen Tarifverträgen. Hier solltest du berücksichtigen, dass tarifgebundene Gehaltsstrukturen nur sehr begrenzten Verhandlungsspielraum haben. Erst in gehobeneren Positionen, zum Beispiel mit Führungsverantwortung, kannst du ein außertarifliches Gehalt verhandeln.

Das Bundesarbeitsministerium stellt auf seiner Webseite eine Liste der allgemeinverbindlich erklärten Tarifverträge als PDF-Datei zur Verfügung (der Downloadlink befindet sich am Ende der Seite). Alternativ gibt es beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung eine alphabetisch sortierte Liste mit Tarifvergütungen von mehr als 200 Berufen.

Feste Gehaltsstrukturen in Großunternehmen

Bewirbst du dich bei einem Großunternehmen, solltest du immer damit rechnen, dass es feste Gehaltsstrukturen gibt - selbst wenn das Unternehmen nicht an einen Tarifvertrag gebunden ist. Als Bewerber:in stehst du hier vor folgender Herausforderung: Noch vor der Bewerbung offen mit der Frage nach der Bezahlung herauszuplatzen, wird auch heute meistens nicht gern gesehen. Gleichzeitig musst du für den Fall vorbereitet sein, dass du im Bewerbungsgespräch nach deinen Gehaltsvorstellungen gefragt wirst.

Ernstfall Bewerbungsgespräch: Eine gute Vorbereitung ist das A und O

Spannende Jobs bei guten Arbeitgebern sind heiß begehrt. Damit du dich gegen deine Mitbewerber:innen durchsetzen kannst, musst du im Gespräch überzeugen. In manchen Fällen erfährst du vorab, wie der Bewerbungsprozess gestaltet ist – und manchmal musst du dich überraschen lassen. Grundsätzlich gilt: nachdem du deine fachliche Eignung unter Beweis gestellt hast (z.B. in Form eines Case Interviews), geht es dann darum, ob du zum Unternehmen passt.

Trittst du authentisch und freundlich auf, klappt es meistens auch mit dem Sammeln von Sympathiepunkten. Nähert sich das Gespräch dem Thema Gehalt, machen viele Bewerber:innen ihren guten Eindruck wieder zunichte. Es gibt zwei Konstellationen: Entweder wirst du nach deinen Vorstellungen gefragt oder du entscheidest dich dazu, das Thema selbst zur Sprache bringen.

Konstellation 1: Die Frage nach dem Gehalt kommt von deinen Gesprächspartner:innen

Fängst du bei der Frage nach dem Gehalt an zu stammeln und hast keine Antwort parat, wirkst du möglicherweise unprofessionell und unvorbereitet. Nennst du einfach eine Summe, die du nicht begründen kannst, lässt du Raum für unangenehme Rückfragen.

Souverän antwortest du auf die Frage, wenn du deine Gehaltsvorstellung mit deinen Qualifikationen begründest. Das heißt nicht, dass du dir komplett in die Karten schauen lassen musst: Gibst du eine Gehaltsspanne und keine fixe Summe an, kannst du fragen, welcher finanzielle Rahmen von Seiten des Unternehmens für die Stelle besteht.

Konstellation 2: Du möchtest das Thema Gehalt ansprechen

Es steht zwar nirgendwo Schwarz auf Weiß, aber beim Thema Gehalt gibt es einige Tabus. Bei Gesprächen darüber musst du den richtigen Ton treffen. Gib deinem Gegenüber nicht das Gefühl, dass die Frage der Bezahlung wichtiger ist, als die Stelle selbst. Willst du im Bewerbungsgespräch das Thema Gehalt ansprechen, solltest du immer zuerst Fragen zum Unternehmen oder deiner möglichen Karriere stellen. Auf diese Weise signalisierst du dein Interesse am Unternehmen und der Stelle, bevor du das Gehalt ansprichst.

Verkaufe dich nicht unter Wert

Im Laufe deiner Karriere wirst du noch so manchen Gehaltssprung machen und dein Einstiegsgehalt vermutlich deutlich übertreffen. Trotzdem solltest du dich auch als Jobanfänger:in nicht unter deinem Wert verkaufen. Es ist wichtig, im Bewerbungsgespräch für seine eigenen Interessen einzustehen. Vor allem beim Thema Gehalt gehört Mut dazu. Doch es lohnt sich: Du hast Zeit und Arbeit investiert, um an diesen Punkt zu kommen. Dieser Aufwand sollte sich in deiner Bezahlung widerspiegeln.

Wir freuen uns, wenn wir dir hier einige Tipps und Herangehensweisen zu deinem Einstiegsgehalt geben konnten! Du hast weitere Fragen? Dann schreib’ uns gern!

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